Kinder und Jugendliche mit diagnostizierten Bindungsstörungen und Traumata rücken in der Jugendhilfe häufig schnell in den Fokus pädagogischer Fachkräfte. In vielen Situationen reagieren sie anders als erwartet und stellen ihre Bezugspersonen täglich vor neue Herausforderungen. Auf positive Zuwendung reagieren sie oft abweisend, vermeidend oder sogar aggressiv. Im Gegensatz dazu gehen sie auf fremde Personen bisweilen distanzlos und anhänglich zu.
Bindungsstörungen und Trauma sind selten in ihren diagnostischen Reinformen ausgeprägt und sind teilweise schwer zu identifizieren. Viele Verhaltensweisen, die auf Bindungsbeeinträchtigungen hinweisen, entstehen aus Erfahrungen in der frühen Kindheit. Traumatisierende Erlebnisse in der Eltern-Kind-Interaktion haben einen großen Einfluss auf die Bindungsentwicklung. Die Bindungsfähigkeit und ebenso die gesamte Entwicklung eines Kindes kann dadurch langfristig und dramatisch geprägt werden.
Pädagogische Fachkräfte müssen den Kindern als Vertrauenspersonen begegnen. Kinder mit Bindungsstörungen benötigen gleichmäßige Zuwendung und Aufmerksamkeit. In der Interaktion mit diesen Kindern und Jugendlichen müssen pädagogische Fachkräfte ein verlässliches und realistisches Beziehungsangebot bieten. Pädagogisches Handeln sollte durch wiedererkennbare Muster, an denen sich die Kinder und Jugendlichen orientieren können, geprägt sein. Hierzu muss eine professionelle Haltung entwickelt werden, aus der die Geschichte jedes Kindes individuell berücksichtigt werden kann und mit der mögliche Trigger identifiziert werden können.
Die Zielentwicklung im Rahmen der Hilfeplanung steht häufig scheinbar den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen entgegen, da viele Anforderungen nicht in ihre alltägliche Lebensrealität zu passen scheinen.
Die Betrachtung der Bindungsentstehung und -bedeutung sowie das Verstehen der traumatischen Einflüsse sind fundamental für die Entwicklung einer pädagogischen Haltung zum Umgang mit diesen Kindern. Die Bindungstheorie bietet eine Basis, aus der die weitere Entwicklung von Kindern und Jugendlichen betrachtet werden kann.
Unsere zweitägige Praxisfortbildung bietet einen fundierten Einstieg in das Thema Bindung. Die Teilnehmenden erwerben Basiswissen zu Bindungsstörungen und Traumata zum besseren Verstehen der Kinder und Jugendlichen. Sie entwickeln eine eigene pädagogische Haltung, die den Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen erleichtert. Die Referentin zeigt praxisnahe Handlungsmöglichkeiten für den Alltag und die Beratung auf und erarbeitet einen Methodenkoffer, der Handlungsstruktur gibt und Lust auf das Ausprobieren macht.
Inhalte sind:
- Grundlagen der Bindungstheorie
- Traumapädagogische Handlungsmöglichkeiten
- Gründe für die Entwicklung von Bindungsstörungen und Traumata
- Die Bedürfnislage von Kindern mit schweren Bindungs- und Beziehungsstörungen
- Alltagspraktische Methoden im Umgang mit diesen Kindern, wie Stabilisierungsübungen, Methoden zur Selbstbemächtigung und Partizipation
- Das „Aushalten“ der schwierigen Kinder und Jugendlichen
Referentin:
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Bärbel Bremann
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Impulsvortrag, Kleingruppenarbeit, Rollenspiel, Selbstreflexion, Traumapädagogische Methoden, Impact Methoden, die Möglichkeiten bieten Themen mit mehreren Sinneskanälen zu erfassen. Die Teilnehmenden können eigene Fallbeispiele einbringen, die in der Gruppe besprochen werden.
09.30 Uhr Stehkaffee
10.00 Uhr Seminarbeginn
12.30 Uhr – 13.30 Uhr Mittagspause
17.00 Uhr Ende der Veranstaltung
(Der Folgetag beginnt bereits um 9.00 Uhr; weitere Zeiten identisch)
Das Seminar richtet sich besonders an pädagogische Fach- und Führungskräfte der Jugendhilfe, die selbst mit bindungsbeeinträchtigten Kinder und Jugendlichen arbeiten oder übergeordnet in der Fachberatung von Kollegen*innen tätig sind. Berufseinsteiger und auch erfahrene Fachkräfte sind gleichermaßen angesprochen.
Damit Sie bei unerwarteten Ereignissen abgesichert sind, empfehlen wir Ihnen den Seminar-Schutz der ERGO-Versicherung. Sollten Sie z.B. aufgrund von Krankheit oder eines Arbeitsplatzwechsels nicht an unserem Seminar teilnehmen können, erstattet die Versicherung nicht nur Ihren Seminarbeitrag, sondern auch z.B. gebuchte Übernachtungen oder Anfahrtskosten. Die Versicherung deckt auch unsere Seminarreihen mit mehreren Modulen ab.
Wir empfehlen Ihnen die Versicherung direkt mit der Seminaranmeldung abzuschließen.
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